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Sicherheitstechnik

Schutzklassen Elektro: Alles, was Sie darüber wissen sollten

Tobias Behrens
Tobias Behrens 13.02.24 6 Min
Schutzklassen Elektro: Alles, was Sie darüber wissen sollten

Die Schutzklassen in der Elektrotechnik bieten klare und sichere Standards für elektrische Sicherheit und schützen Personen vor Gefahren. In unserem Beitrag erfahren Sie alles, was Sie über Schutzklassen und Schutzarten in der Elektrotechnik wissen müssen

Die verschiedenen Schutzklassen in der Elektrotechnik und ihre Funktion

Schutzklassen definieren die Schutzniveaus elektrischer Geräte hinsichtlich des Schutzes gegen elektrische Schläge. Sie kennzeichnen die Isolations- und Schutzmaßnahmen, die ein Gerät bietet, um Personen vor Gefahren durch elektrischen Strom zu bewahren. Diese Klassifizierung ist essenziell, um die Sicherheit in verschiedenen Umgebungen zu gewährleisten. 

 Im Handel verfügbare Produkte sind in der Regel einer von drei Schutzklassen zugeordnet, die durch die Ziffern I, II und III gekennzeichnet sind. Es existiert auch theoretisch eine Schutzklasse 0, bei der das elektrische Gerät außer der Basisisolierung keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen gegen Stromschläge aufweist. Produkte dieser Schutzklasse sind in der EU nicht zugelassen. Im Folgenden eine Übersicht der drei Schutzklassen für Elektrogeräte und die dazugehörigen Symbole.

Schutzklasse 1

Produkte der Schutzklasse I verfügen über eine Schutzerdung, die alle berührbaren stromführenden Metallteile mit der Erdung verbindet. Dadurch leitet der Schutzleiter im Falle einer fehlerhaften Spannung den Strom ab, um das Risiko eines Stromschlags zu verringern. Deckenleuchten sind häufig mit der Schutzklasse I ausgezeichnet.

Schutzklasse 2

Geräte der Schutzklasse II besitzen eine doppelte Schutzisolierung, bei der keine Spannung an berührbaren Teilen anliegen kann. Viele Leuchten mit Eurostecker, wie Tisch- oder Stehleuchten, entsprechen dieser Klassifizierung. Schutzklasse II ist gängig bei vielen Haushaltsgeräten und Pflicht bei Elektrowerkzeugen sowie Körperpflegegeräten.

Schutzklasse 3

Schutzklasse III-Geräte nutzen Schutzkleinspannung (SELV), was bedeutet, dass diese mit Wechselspannung bis zu 50 Volt oder Gleichspannung bis zu 120 Volt betrieben werden. Diese Klassifizierung ist häufig bei Solarenergie, Batterien oder Akkus anzutreffen. Es ist nicht gestattet, Schutzleiter mit Geräten dieser Klasse zu verbinden.

Der Unterschied zwischen Schutzklassen und Schutzarten in der Elektrotechnik

Die Unterscheidung zwischen den Schutzklassen Elektro und Schutzarten in der Elektrotechnik liegt in ihrer Funktion und Definition. Schutzklassen, wie im oberen Teil unseres Beitrages erklärt, beziehen sich auf die Isolationsstufen elektrischer Geräte und zeigen an, wie diese Personen vor Stromschlägen schützen.

Im Gegensatz geben Ihnen die verschiedenen Schutzarten für Elektro darüber Auskunft, wie effektiv elektrische Geräte gegen Berührung, das Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit geschützt sind. Dieser Schutz wird durch den Code IP (International Protection) angezeigt, der aus zwei Ziffern besteht. Die erste Ziffer gibt den Grad des Berührungs- und Fremdkörperschutzes an, während die zweite Ziffer darüber informiert, wie gut Elektrogeräte gegen Feuchtigkeit geschützt sind.

Info

Die Elektroinstallation im Haus ist ein essenzieller Bestandteil für eine sichere und effiziente Stromversorgung. In unserem Beitrag Elektroinstallation im Haus erfahren Sie Grundlegendes über Planung, Aufbau und Anforderungen an eine Hausinstallation.

Die unterschiedlichen Schutzarten Elektro

Die unterschiedlichen Schutzklassen in der Elektrotechnik bieten spezifische Sicherheitsstandards für elektrische Geräte. Feuchträume, wie Badezimmer oder Küchen, erfordern beispielsweise oft Lampen mit erhöhtem Schutz, um Feuchtigkeitseinwirkungen standzuhalten. Der Außenbereich, der den Witterungseinflüssen ausgesetzt ist, erfordert ebenfalls speziell geschützte Geräte und Lampen, die robust genug sind, um Regen, Sonne, Staub und anderen Umweltbedingungen standzuhalten.

Geforderte Schutzarten in Feuchträumen

Im Badezimmer sind spezifische IP-Schutzarten erforderlich, da Feuchtigkeit und Spritzwasser ein größeres Risiko darstellen. Die Norm DIN 57100/VDE 100 unterteilt Feuchträume in vier spezifische Installationszonen. Für jeden dieser Bereiche sind damit besondere Schutzmaßnahmen und Vorschriften festgelegt – einschließlich spezifischer IP-Schutzarten. Für Feuchtraumleuchten werden z.B. – je nach Montageort - die Schutzarten IP44, IP65 oder IP67 benötigt.

  • Installationszone 0: Für Sicherheit im Nassbereich wie Duschen oder Badewannen müssen Produkte mit hoher IP-Schutzklasse wie IP67 gewählt werden. Diese Schutzklasse gewährleistet, dass Leuchten in der Badewanne zeitweiliges Untertauchen standhalten und vor Fremdkörpern, Staub und Berührungen geschützt sind. Die Nennspannung in dieser Installationszone darf aus Sicherheitsgründen nicht über 12 Volt liegen.
  • Installationszone 1: Gemäß der Norm müssen Leuchten und Geräte, die bis zu 60 cm vom Wasseranschluss entfernt montiert werden, die Schutzart IP65 aufweisen. Dies berücksichtigt eine schützende Wandhöhe von 2,25 Metern. Die Schutzart IP65 gewährleistet dabei den vollen Schutz vor Strahlwasser, Berührung sowie Eindringen von Fremdkörpern und Staub. Über dieser Höhe ist zwar keine spezifische Schutzart vorgeschrieben, jedoch wird ab 2,25 Metern mindestens IP44 empfohlen.
  • Installationszone 2: In diesem Bereich gewährleisten die IP44 bzw. IPX4 Schutzart den geforderten Spritzwasserschutz. Leuchten mit dieser Kennzeichnung sind geeignet für Bereiche um das Waschbecken, den Spiegelschrank sowie vor der Dusche oder Wanne – und zwar in dem Bereich 1 um 60 cm erweitert, bis zu einer Höhe von 2,25 Metern.
  • Installationszone 3: Flächen bis 240 cm Tiefe vor Schutzbereich 2 (Wandhöhe bis 225 cm ab Bodenkante) bekommen normalerweise keinen Wasserstrahl oder Spritzwasser ab und benötigen daher keine spezifische IP-Schutzart. Es wird jedoch empfohlen, dass die Oberfläche der Leuchtmittel dennoch abgedeckt ist.

Geforderte Schutzarten im Außenbereich

Für elektrische Geräte im Außenbereich, angefangen von Außenleuchten bis hin zu Transformatoren, sind spezielle Anforderungen aufgrund der Umwelteinflüsse wie Regen, Temperaturschwankungen und Staub im Freien von Bedeutung.

  • Die Verwendung von mindestens Schutzart IP44 im Freien verhindert größere Staubpartikel oder Insekten in Geräten, besonders in bodennahen Installationen. Empfindliche Bauteile sollten die Kennziffern 5 oder 6 für Feuchtigkeitsschutz aufweisen. Dies schützt auch vor ungewolltem Kontakt mit stromführenden Leitungen durch Kinder oder Haustiere.
  • Geräte und Beleuchtungen im Außenbereich, die sich außerhalb des Hauses unter einem Vordach befinden, sollten mindestens der Schutzart IPX4 entsprechen. Auch wenn eine überdachte Veranda oder ein Carport einen gewissen Schutz bieten, kann Wasser bei starkem Wind aus unerwarteten Richtungen eindringen.
  • Geräte, die komplett im Freien stehen, sollten zusätzlich geschützt werden oder eine höhere zweite Kennziffer der Schutzart aufweisen, beispielsweise IPX5. Ein kleines Dach oder anderer Regenschutz kann ebenfalls effektiven Schutz bieten.

Info

Ganz gleich, ob im Außenbereich, in der Küche oder im Bad: Das richtige Setzen von Steckdosen ist entscheidend für die Funktionalität und Sicherheit elektrischer Anlagen. In unserem Beitrag "Steckdosen einbauen" finden Sie alle wichtigen Informationen. Wenn Sie sich fragen: Wie viele Steckdosen Sie pro Sicherung einbauen sollten, erhalten Sie in unserem Beitrag alle wichtigen Tipps und sicherheitsrelevanten Informationen dazu.

IP Schutzarten– eine Übersicht

Erfahren Sie anhand der folgenden Auflistung mehr über die verschiedenen Schutzklassen (IP-Schutzklassen) und ihre Bedeutung für den Schutz elektronischer Geräte und Leuchten. Diese Klassifizierung gibt Aufschluss über den Grad des Schutzes vor Fremdkörpern und Feuchtigkeit.

Kennziffer 0

  • Bietet keinen Schutz gegen Berührung oder Fremdkörper
  • Kein Schutz vor eindringendem Wasser

Kennziffer 1

  • Schutz vor Berührung mit der Handrücken und Fremdkörpern ≥ 50 mm
  • Schutz vor senkrecht fallendem Tropfwasser

Kennziffer 2

  • Schutz vor Berührung mit den Fingern und Fremdkörpern ≥ 12,5 mm
  • Schutz vor schräg fallendem Tropfwasser bis 15°

Kennziffer 3

  • Schutz vor Berührung mit Werkzeug und Fremdkörpern ≥ 2,5 mm
  • Schutz vor Sprühwasser

Kennziffer 4

  • Schutz vor Berührung mit Werkzeug oder Draht und Fremdkörpern ≥ 1,0 mm
  • Schutz vor Spritzwasser aus allen Richtungen

Kennziffer 5

  • Vollständiger Berührungsschutz
  • Schutz vor Strahlwasser aus allen Richtungen

Kennziffer 6

  • Vollständiger Berührungsschutz und staubdicht
  • Schutz vor starkem Strahlwasser

Kennziffer 7

  • Schutz vor zeitweiligem Untertauchen

Kennziffer 8

  • Schutz vor dauerhaftem Untertauchen

Fazit: Schutzklassen & Schutzarten für Elektrotechnik als wichtige Richtlinien für elektrische Sicherheit

Die Schutzklassen in der Elektrotechnik sind von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass elektrische Geräte und Installationen den erforderlichen Schutz bieten. Die klare Unterscheidung zwischen den Schutzklassen und Schutzarten ist essenziell, um die richtigen Sicherheitsstandards in verschiedenen Umgebungen zu gewährleisten. Mit dem Wissen über diese Klassifizierungen können Sie sicherstellen, dass elektrische Geräte den jeweiligen Anforderungen entsprechen und somit die Sicherheit gewährleistet ist.

FAQ: Häufig gestellte Fragen rund um das Thema Schutzklassen in der Elektrotechnik

Die vier Schutzklassen sind: Schutzklasse 0 (kein Schutz), Schutzklasse I (Basisisolierung), Schutzklasse II (Doppelisolierung) und Schutzklasse III (Schutzkleinspannung SELV).

Schutzklassen definieren das Schutzniveau eines elektrischen Geräts (wie z.B. Leuchten, LEDs oder Betriebsgeräte) gegen äußere Einflüsse wie das Eindringen von Fremdkörpern, Wasser und Berührung.